Von Ulrich Magin

Zur Zeit macht eine scheinbar sensationelle Meldung die Runde im Internet: Da gibt es ein Buch aus dem Jahr 1716, das eine fliegende Untertasse zeigt. Es handelt sich um eine Abhandlung des Mathematikers Johann Caspar Funck mit dem Titel: Joh. Casp. Funcsii: Liber de Coloribus Coeli und ist in Ulm erschienen.

In der Tat sieht das, was dort im Himmel dargestellt wird, wie eine moderne Untertasse aus. So liest man im Internet: „Die fliegende Untertasse wird gezeigt, als sie aus den Wolken kommt ...“

Wer sich die Abbildung allerdings genauer ansieht, der kann über der „Untertasse“ lesen: „Ps. 84. v. 12“ – und ein Bibelkundiger muss dann nur noch unter dieser Quellenangabe nachsehen. In Psalm 84, Vers 12, steht: „Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre: er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.“ (Lutherbibel, 1912)

Dargestellt ist also Gott in Form von Schild und Sonne, und keine Untertasse. Wieder zeigt sich – wer alte Illustrationen mit modernen Augen betrachtet ... geht fehl!

Anmerkung von ui.de:
Leider kein Einzlfall. Solche historischen Illustrationen machen seit jeher die Runde in der UFO-Szene, ebenso wie in der Paläo-SETI, und werden oftmals mit unserem heutigen Verständnis und typischen Klischees interpretiert, losgelöst vom historischen Kontext.

Ein weiteres, bekanntes Beispiel und ein Klassiker dazu ist die Illustration der "UFOs über Nürnberg" von 1566. Auch damit hat sich der Autor Ulrich Magin ausführlich auseinandergesetzt, zu lesen hier.

Am 27. Mai gab es innerhalb der Pro7-Reihe Galileo einen Beitrag mit dem Titel "Sind UFOs wirklich nur Hirngespinste?" in dem die Forschungsgruppe GEP und deren Arbeit unter Beteiligung von Hans-Werner Peiniger und André Kramer vorgestellt wurde.
Werbetext auf der Galileo-Homepage: "Allein in Deutschland werden jährlich hunderte von unbekannten Flugobjekten gesichtet. In Nordrhein-Westfalen gibt es sogar eine Einrichtung, in der Forscher versuchen, diesen mysteriösen Sichtungen auf den Grund zu gehen."

Der Beitrag kann derzeit noch auf der Pro7-Seite von Galileo abgerufen werden.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass es eine neutrale und sachliche Berichterstattung war. Weder das Phänomen als solches, noch die Personen, die sich damit befassen, wurden ins Lächerliche gezogen. Peiniger und Kramer gelang es, die sachlich-kritische Forschung bzw. Fall-Untersuchung und ihre Arbeit gut darzustellen. Als Beispiel für deren derzeit ungeklärten Fälle wurde die ältere Sichtung zweier Polizeibeamten vor Ort vorgestellt, bei der andere kritische Untersucher jedoch eine Fehldeutung eines Hubschraubers in Betracht ziehen.

Unvermeidlich bei derartigen Beiträgen ist die Bezugnahme auf Außerirdische, aus der allgemeinen UFO-Folklore heraus, mit der man als kritischer Untersucher entsprechend umgehen und auf den nicht unbedingt notwendigen Zusammenhang hinweisen muss.

Bei der endgültigen Schnittfassung und der Off-Kommentierung fielen dann noch einige kleinere Dinge auf, die leider auch zeigen, dass Reportagen zu solchen Themen vielleicht nicht immer mit der letzten Sorgfalt durchgeführt werden und manches nicht richtig verstanden oder falsch wiedergegeben bzw. zusammengefasst wird. Diese Erfahrung haben allerdings auch viele Kollegen gemacht, die an derartigen Sendungen schon mitgewirkt haben.
Die Aussage, dass es in unserem Sonnensystem außer der Erde keine weiteren erdähnlichen Planeten gäbe, zeigt auch die mangelnde Recherche in grundlegenden Themen. Ein Blick in Wikipedia genügt, um zu wissen, dass es neben der Erde noch drei weitere erdähnliche (terrestrische) Planeten gibt (Merkur, Venus und Mars).

Auch das Fazit, dass es am Ende doch eine Glaubensfrage sei, stieß in Kollegenkreisen auf berechtigte Kritik. Zwar kann man an Außerirdische glauben oder nicht, aber das UFO-Phänomen ist in erster Linie eine Frage des Forschens und der Gewinnung von Erkenntnissen, derer es mittlerweile schon eine ganze Reihe gibt.

Trotz der, eher kleineren, Kritikpunkte bleibt es es im Ganzen ein positiver Beitrag, der die kritische Forschung näherbrachte.

Anlässlich des Ruhestands von Xavier Passot, dem ehemaligen Leiter der GEIPAN (UFO-Abteilung des französischen Weltraumzentrums CNES), konnte Ole Henningsen von der dänischen Gruppe SUFOI ein Interview mit ihm führen, welches wir hier mit freundlicher Genehmigung wiedergeben. Für die Übersetzung ins deutsche danken wir Ulrich Magin.

Interview mit Xavier Passot im April 2016
Von Ole Henningsen, SUFOI, www.ufo.dk

Xavier Passot, der Leiter der UFO-Abteilung des Französischen Weltraumzentrums, geht in Pension:
Von den „identifizierten“ UFO Meldungen lernen ...

Während einer Reise in den Süden Frankreichs hatte ich 2012 die Möglichkeit, die „Weltraumstadt“ Cité de l'Espace in Toulouse zu besuchen. Nachdem ich durch die großen und aufregenden Ausstellungen gegangen war, die eine unglaubliche Masse an Informationen über Astronomie und den Weltraum bieten, sah ich urplötzlich ein Schild neben einem Raum, das augenblicklich meine Aufmerksamkeit erregte … ein Forschungsbüro für unbekannte Phänomene!

Das war natürlich für einen alten Weltraum. und UFO-Enthusiasten wie mich besonders unerwartet und interessant.

GEIPAN, Groupe d'études et d'informations sur les phénomènes aérospatiaux non identifiés, ist die UFO-Ermittlungsgruppe, die zum CNES gehört, dem Centre National d'Etudes Spatiales, dem staatlichen französischen Weltraum-Zentrum in Toulouse. Ihr Leiter ist Xavier Passot.

Ich hatte mit Xavier Passot E-Mails ausgetauscht, und gerade als ich die UFO-Ausstellung verließ, klingelte mein Handy. Am Telefon war Xavier Passot, der eben aus dem Urlaub zurückgekehrt war und mich zu einem Treffen mit französischen UFO-Forschern am selben Abend einlud. Leider konnte ich aus Zeitmangel nicht teilnehmen, wir trafen uns aber eine Stunde später am Eingang zum CNES, um Ideen auszutauschen.

Xavier Passot geht nun Ende April 2016 in den Ruhestand. Ich befragte ihn über seine Erfahrungen als Leiter der Groupe d'études et d'informations sur les phénomènes aérospatiaux non identifiés.

Deutschlands bekanntester Ufo-Skeptiker Werner Walter meldete sich vergangene Woche mit einer Pressemitteilung zurück und gibt weitere Einblicke in seine persönliche Zukunft. Über den Umbruch beim skeptischen Netzwerk CENAP (Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene) berichteten wir auf ufo-information.de im Juli 2014 hier: Umbruch beim Cenap

Heute sprach Dennis Kirstein von ufo-information.de mit Werner Walter über Vergangenes und Zukünftiges. Das im Gespräch erwähnte Onlinearchiv des Cenap Report können Sie Ausgabe für Ausgabe hier herunterladen: Cenap Report Archiv

 

Dennis Kirstein (dk) Hallo Werner, nach gut 18-monatiger Abstinenz zunächst einmal die Frage: Wie geht es Dir heute?

Werner Walter (ww) Hallo Dennis, heute bin ich gesundheitlich gut gerüstet, aber arm wie eine Kirchenmaus.

dk: Zumindest der erste Punkt freut uns natürlich sehr. Was hat Dich denn nach der langen Abwesenheit motiviert die Pressemitteilung von vergangener Woche herauszugeben? Du hättest es ja bei dem krankheitsbedingten Schlussstrich belassen können.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat heute entschieden, dass Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages nach dem Informationsfreiheitsgesetz herausgegeben werden müssen. Bisherige gegenteilige Entscheidungen des OVG Berlin-Brandenburg werden damit aufgehoben.

Ausgangspunkt für das Verfahren war u.a. das Gutachten über die Erforschung von unidentifizierten Flugobjekten und außerirdischen Lebensformen, das ein CDU-Abgeordneter auf die Anfrage eines Bürgers angefordert hatte.

Wie schon mehrfach festgestellt, ging es bei dem Verfahren nicht um das besagte Gutachten als solches bzw. dessen Inhalt, sondern allgemein um die grundsätzliche Frage, inwieweit die Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes unter das Informationsfreiheitsgesetz fallen und somit auf Anfrage freigegeben werden müssen. Dies wurde seitens der Bundesverwaltung bisher verneint und somit die Herausgabe verweigert.
Dass der Inhalt des Gutachtens entgegen mancher Vermutungen keineswegs sensationelle Informationen oder gar geheim gehaltenes Wissen über Ufos und Außerirdische beinhaltet, sondern lediglich eine Zusammenfassung allgemein bekannter oder erhältlicher Informationen, wurde von unserer Seite bereits festgestellt, nachdem wir Einblick bekommen hatten.

Das 10seitige Gutachten liegt uns vor und kann hier heruntergeladen werden.

Siehe hierzu unser Spezial: "Das ist Deutschlands Ufo Akte".

Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts


 

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